Müller setzt auf Finishing-Equipment für Digitaldrucker: ein neuer Markt zum 50-jährigen Firmenjubiläum.

Der Branchenwandel stellt gewaltige Anforderungen an den grafischen Markt. Einer der Haupttreiber ist der Kostendruck, der die Druckereien zu einer höheren Automatisierung und somit den Weg vom Handwerksbetrieb hin zur Industrialisierung vorantreibt. Ein anderer Faktor ist der immer höhere Grad an vielfältigen und individualisierten Produkten und der somit einhergehende Umgang mit digitalen Massendaten.

Dieser Wandel erfordert neue Generationen von Produktionsmaschinen. Unter anderem ist das auch der Grund für den Erfolg digitaler Farbproduktionsdrucker in den letzten Jahren. Um die Prozesse weiter zu automatisieren und die unterschiedlichsten Endprodukte herstellen zu können, werden aber auch entsprechende Weiterverarbeitungssysteme benötigt. Dazu brauchen die Druckereien in diesem Segment einen Technikzulieferer an ihrer Seite, der die Prozesse kennt und über die notwendigen Schlüsselkompetenzen verfügt. Eine dieser Schlüsselkompetenzen ist sicher die Flexibilität in der Anlagenkonfiguration, damit die geforderten Jobs unkompliziert verarbeitet werden können.

Mit verschiedenen Strategien begegnet der oberbayerische Maschinenbauer Müller den radikalen Veränderungen der Druckbranche. Eine der Strategien ist die verstärkte Konzentration auf den grafischen Markt mit Fokus auf die Automatisierung von digitalen Produkten wie von Book-of-One, Short-Run-Books oder Voucher-Books. Einiges wurde schon auf den Weg und an die Kunden gebracht – hierzulande wie auch in anderen europäischen und außereuropäischen Ländern.

„Nur wenn das Equipment passt, kann man tolle Produkte realisieren“

Ein Beispiel ist die Esser printSolutions GmbH, gegründet 1905. Den tief greifenden Wandel vom Buchdruck, über den Rollen- und Offset- bis hin zum Digitaldruck hat das bereits in der vierten Generation geführte Familienunternehmen erfolgreich gemeistert. Heute bietet Esser kleinauflagige Druckprodukte vor allem für die Industrie, für Verlage und Fotobuchportale – Anbindung an Onlineshops und Auslieferservice von Bedienungsanleitungen für die Industrie alle vier Stunden inklusive. „Nur wenn das Equipment passt, kann man tolle Produkte realisieren“, erläutert Esser-Prokuristin Diana Esser. Dafür musste das Unter- nehmen in Technik investieren. „Wir haben uns im Internet schlau gemacht und haben uns dann für die Systeme der Firma Müller entschieden. Die Anlagen anderer Anbieter waren für unsere Zwecke entweder überdimensioniert oder zu starr.“ Esser hat sich für eine Endlos-Schneidelinie von Müller entschieden, mit der sich bestehende Produktionsanlagen optimal für die Fertigung der neuen Produkte umrüsten ließen.

Italien: individuelle Druckprodukte

Die hohe Anpassungsfähigkeit des Müller-Modulkonzepts ist es auch, was die italienische Firma System Graphic mit Sitz in Rom seit mehr als zehn Jahren immer wieder überzeugt. 1976 gegründet, hat sich das Unternehmen in den letzten 20 Jahren einer Geschäftsentwicklung unterzogen und beträchtliche Ressourcen in neue Technik investiert, um den gestiegenen Ansprüchen der Kunden in Sachen Individualität und Flexibilität gerecht zu werden. Heute bietet System Graphic seinen Kunden eine breite Palette von Dienstleistungen vom Offset- und (kleinauflagigem) Digitaldruck über die Gestaltung von Websites bis hin zu Softwareapplikationen. 2013 hat die Druckerei ihren Maschinenbestand durch eine Müller Book-on-Demand-Multikanal-Linie aufgestockt. Kürzlich wurde noch eine Schneidelinie dazugekauft, die online an einem Impika-Inkjetdrucker mit 100 Metern pro Minute arbeitet. Unter anderem produziert System Graphic auf den Müller-Anlagen Bordbücher für Fluggesellschaften, neben Energieunternehmen und humanitären Organisationen ein wichtiger Kundenbereich. Für die Bordbücher in Form von A5-Ordnern werden extrem dünne Einlageblätter aus einem ersten Kanal zugeführt und aus einem zweiten Kanal in unregelmäßiger Abfolge auf A5 gefalzte Pläne dazwischengeschossen. Die Verarbeitung des Jobs läuft komplett datenbankbasiert per Codesteuerung.

Frankreich: Book on Demand

Im Gegensatz zu Esser und System Graphics mit ihren breiten Dienstleistungspaletten konzentriert sich der französische Müller-Kunde SoBook ausschließlich auf den Druck von Books on Demand. Das 2009 gegründete Unternehmen produziert für 400 Kunden im Schnitt zwischen 35 000 und 40 000 Bücher pro Monat. Die Auflage liegt für Schwarzweiß-Bücher zwischen 1 und 500 und für farbige Bücher zwischen 1 und 100 Exemplaren. Eine Müller Book-on-Demand-Einzelblatt-Schneidelinie kommt hier zum Einsatz. Die Schneidelinie verarbeitet eine Vielzahl von Materialarten und Formaten und setzt mehrseitige Druckprodukte in ein Enddokument gewünschter Größe um. Eine spezielle Software gewährleistet Dokumentenintegrität und eine korrekte Ablauffolge. Die bedruckten Seiten werden halbiert oder geviertelt und anschließend gestapelt. Bei Bedarf ist auch versetztes Stapeln (ohne Verzahnung) zur Satzseparation möglich. SoBook-Geschäftsführer Thierry Ghesquières: „Die kurzen Produktionszeiten sowie die absolut kostenoptimierte Produktion gaben den Ausschlag für die Müller Book-on-Demand-Schneidelinie.“

Müller rüstet sich für die nächsten 50 Jahre

Dass die Branche in immer kürzeren Abständen Veränderungen fordern wird, darauf hat sich der Maschinenbauer eingestellt. Um auch in Zukunft up-to-date zu sein und den Anforderungen der Kunden gerecht zu werden, wird in die Entwicklung weiterer Module investiert, aber auch die Vernetzung mit Produktpartnern, wie Druckerhersteller oder Softwareanbieter, vorangetrieben. In diesem und im nächsten Jahr stehen besonders General Commercial Printer im Fokus.